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Heimcomputer, Bürocomputer, Arbeitscomputer
#1
Das Thema ging mir die Tage durch den Kopf, hier mal ein kleiner Ausflug zurück in die 70er und 80er Jahre...

Im vierten Jahr meiner Grundschulzeit, im Jahr 1980, machten wir einen Besuch bei einer Zeitung. Wir durften quasi von der Redaktionsebene bis hin zum Druck alle Schritte in der Entstehung des aktuellen Blatts erleben. Die Rechner, die dort damals im Einsatz waren, sind mir in Erinnerung geblieben. Es waren IBM-Terminals mit Bernsteinmonitoren. Auf den Rechnern lief eine Textverarbeitung, allerdings noch völlig ohne WYSIWYG ("What You See Is What You Get"). Und die eine Dame, die ich damals neugierig nach der Software fragte, hatte auch keine Ahnung. Obwohl sie damit den ganzen Tag arbeiten musste.

Mit der Anschaffung eines Computers für zuhause stellte sich natürlich auch die Frage, wofür das Ding?

War man früh bei den Heimcomputern eingestiegen und mit wenig Geld, gab es Anfang der 80er Jahre nur den Sinclair ZX 81. Kurz darauf bekam man u.U. schon den heruntergepreisten VC-20 und um den Dreh dann auch (vielleicht) den ZX Spectrum. Letzterer war allerdings nie so ein Hit wie z.B. in Grossbritannien.

Mit mehr Geld bekam man schon eine ganze Reihe an Möglichkeiten. Die ersten IBM-Rechner (noch lange nicht standardisiert) waren (und blieben) extrem teuer und wirklich nur für den gewerblichen Einsatz sinnvoll und erschwinglich. Dasselbe galt auch für den Commodore PET (in allen Ausführungen bis hin zum 8080), der zwar viel im Bildungsbereich zum Einsatz kam (für BASIC und FORTRAN z.B.), aber preismässig immer noch jenseits von Gut und Böse lag. Apple's Maschine, der II und später IIE, versuchten sich zwar auch mehr in Richtung IBM zu orientieren, aber kosteten immerhin nicht die Welt. Allerdings waren ihre Einsatzmöglichkeiten dafür in manchen Bereichen eingeschränkter. Andere Kisten, wie z.B. der TSR-80 waren bei uns eher Exoten, trotz des relativ frühen Einstiegs in den europäischen Markt (schon ab 1981). Da hing's dann weniger am Preis sondern mehr an der Verfügbarkeit insgesamt.

Proprietär waren diese Systeme anfangs sowieso alle, was schliesslich mit CPM auf einer Ebene durchbrochen wurde. Das gab's für sehr viele Rechner, allerdings waren häufig die Diskettenformate nicht kompatibel. Gerade Apple fiel da unangenehm auf. Sämtliche professionellen IBM-Geschichten blieben aber prinzipiell nur etwas für die Maschinen von dieser Firma.

Ein bisschen "nebendran" lagen Anfang der 80er Jahre die zwei Rechner von Atari. Der Firma hing dank der Spielekonsole ein eher Negativimage an, auch wenn der Atari 800 z.B. in vielen Hinsichen dem Apple II spürbar überlegen war. Auch qualitativ. Dummerweise wurde dann aber nichts an relevanter Software dorthin portiert um die Maschine auch für Gewerbetreibende interessanter zu machen. Erst als der Heimcomputermarkt richtig stark wurde, bekamen die Ataris eine zweite Change - deutlich günstiger und modernisiert mit der XL-Reihe. Und dann kam auch schon die erste Pleite...

Mit der nächsten Generation kamen dann Rechner wie der C64, der Ti99(4A) und Exoten wie der Coleco Adam. Die trumpften dann aber insgesamt eher als Spielegeräte oder "für Anfänger". Der C64 war das Paradebeispiel, da das exzellente Basic mit mageren 38KB an RAM auskommen musste. Und RAM-Erweiterungen waren zwar möglich aber wirklich teuer. Und selten. CPM per Diskette gab es dafür auch, aber im Vergleich zu den "ernsthaften" Systemen spielt das dort keine Rolle. Gewerblich genutzt wurde der Rechner dank Firmen wie Data Becker und Vizawrite aber dennoch. Denn der Preis, Ausstattung und die akzeptable Tastatur garantierten eine entsprechende Nachfrage. Allerdings musste alles an notwendiger Hardware (Disk Drive, Drucker, Görlitz-Interface usw.) teuer nachgerüstet werden. Das ging auch anders wie im nächsten Beispiel!

Ein Exot mit erstaunlichen Möglichkeiten war der Coleco Adam. Eine feine Maschine, die als zum Vollrechner erweiterbare Spielekonsole (!) angefangen hatte (Coleco -> Connecticut Leather Corporation) und für die damalige Zeit auch exzellent ausgestattet war. Der Adam wurde in einem "Vollpaket" mit Drucker und Kassettenlaufwerk geliefert (der Drucker diente dem System auch als Netzteil). Man konnte dank der richtigen, komplett integrierten Software, quasi sofort mit der Arbeit beginnen. Das machte ihn allerdings insgesamt teuer und dank viel zu wenig Werbung (und wenig Unterstützung bei uns) auch nur sehr wenig verkauft. (Ich hatte da das persönliche Glück, dass unsere Nachbarn so einen für ihr Schreibbüro hatten. Ein cooles Teil!)

Die Profis von Texas Instruments wiederum kamen im Vergleich zu den anderen Firmen erst spät auf den Markt. Prinzipiell zwar nicht zu spät, denn der Rechner konnte immerhin schon die erste 16bit-CPU aufweisen. Aber dummerweise war die Firma durch die endlosen Urheberrechtsprozesse der 70er Jahre (auch und gerade dank Jack Tramiels rabiater Methoden) so paranoid geworden, dass sie die Entwicklung für die Maschine streng an sich allein banden. Und damit komplett neben der Marktentwicklung lagen. Der Rechner wurde so zum Ladenhüter und war dann auch schnell weg vom Fenster. Schade.

Die restlichen Maschinen (Color Genie, Dragon 32 usw.) waren oft nur Ableger oder mit der heissen Nadel gestrickte Kleinrechner. Viele von denen wurden bei uns gar nicht gekauft und das oft schon deshalb, weil man sie nur per Versand bekam - WENN überhaupt. Den Color Genie habe ich immerhin mal erleben dürfen, aber überzeugt hat er mich in dem Laden nicht. Was vielleicht auch an dem Sauertopf von Händler (der Onkel eines Schulkameraden) lag. Der Laden war dann auch schnell wieder weg...

Die besser ausgestatteten Schulen hatten Ende der 70er viel PETs im Einsatz. Ich erinnere mich noch wie 1984 die letzten bei uns rausflogen und durch C64 ersetzt wurden. BASIC ging damit, FORTRAN auch (per Diskette) und CPM gab's nur in einer "AG" (Arbeitsgruppe). Später kamen dann IBM-PCs, aber das war schon lange nach meiner Zeit dort.

Für uns als "Heimanwender" (klingt wie Heiminsassen) stand je nach Alter und Interessen immer klar fest, welches System wir wollten. Die Elektroschrauber liebten z.B. den sehr kargen ZX-81, den es schon bald spottbillig gab und mit dem man vor allem Steuerungen usw. realisierte. BASIC-Programmieren war bei dem Ding mit der RAM-Erweiterung zwar möglich, aber das hörte mit den nächsten Rechnern dann schnell auf. Den letzten habe ich damals vielleicht 1985 in der freien Wildbahn gesehen.

Der Spectrum hingegen bekam nie einen Fuss bei uns auf dem Boden. Es fehlte die Vermarktung von Sinclair auf dem Kontinent, die stetige Versorgung mit sehr günstiger Software wie in Grossbritannien UND... der Preis. Der des C64 fiel bei uns nämlich sehr schnell, während es in Grossbritannien (wie üblich) noch lange zu teuer blieb. Und der C64 war schlicht und ergreifend der bessere Rechner.

Der Ti99/4A hatte eine treue Anwendergemeinde, da das Gerät von Texas Instruments sehr schnell sehr günstig verramscht wurde. Als die Firma den Support dann allerdings auch kappte, war es ganz vorbei. Zum Spielen schaffte man sich diesen Rechner sowieso nicht an.

Atari 400/800 und Apple II waren auch eher selten bei den Heimanwendern anzutreffen. Für die ersteren zwei fehlte es oft an Händlern in der Region und die Firma Atari war in Europa auch keine Genie bei der Vermarktung. Und Apple setzte schon prinzipiell mehr auf eine wohlbetuchte Mittelschicht. Vor allem der geniale IIC (Compact) war mehr ein Lifestyle-Gerät als ein praktischer Arbeitsrechner. Auch wenn er durchaus auch dafür eingesetzt wurde. Der III war zuviel des Guten (Gehäuse) und zuwenig des Richtigen (Lüfter und Kühler für die Abwärme!) und zementierte den Verkauf des IIE nur um Jahre. Und der ambitionierte Apple Liza war eine Totgeburt, da die Apfelfirma da 1983 anscheinend einen Wurm im Hirn hatte. Denn die Software war dank Kopierschutz wirklich sklavisch an jeweils EINEN Rechner gebunden und nur Apple durfte überhaupt dafür entwickeln. Teuer war das Ding auch noch exzessiv.

Die absolute Mehrheit der jungen Anwender tendierte klar zu einem Gerät zum Spielen. Mit günstiger (oder kopierter) Software. Und das war der wesentliche Vorteil des C64 bei uns. Die XL-Ataris konnten davon auch (noch) profitieren, allerdings ruinierte die Pleite der Firma eine bessere Marktentwicklung und viele Händler nahmen danach die Rechner komplett aus dem Sortiment. Erst als Jack Tramiel die Firma kaufte und die ST-Serie produzieren liess, konnte die Firma wieder wesentlich bei den Konsumenten punkten. Wenn auch (meistens) nur auf dem zweiten Platz nach Commodore...

Die "späten" 8-Biter (denn weiter wie Ende 1984 will ich jetzt nicht gehen, mir geht's um den persönlichen Bezug) waren dann oft Maschinen von Schneider/Amstrad, die oft nur durch gutes Preis/Leistungsverhältnis zu überzeugen wussten. Und die Firma war auch klug genug die Versorgung mit Software so optimal und günstig wie möglich zu gestalten. Zum Spielen waren die nicht schlecht, zum Arbeiten dank der etwas besseren Tastatur vielleicht auch. Aber den C64 konnte das nicht (mehr) vom Thron stossen.

Daheim sehr erfolgreiche Exoten wie z.B. die britischen BBC-Rechner bekam man bei uns da schon gar nicht mehr zu Gesicht. Die Acorn-Rechner - später - allerdings schon.

Und 1985 kam der Amiga...
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#2
Ein schöner Abriss zu einigen bekannten 8bitern der 80igern.
Ja, da war die Computerwelt noch von großer Vielfalt geprägt. Nur hatten wir in der DDR weniger davon. Kenntnisse über aktuelle IT musste ich mir über Universitäten oder Bibliotheken staatlicher Einrichtungen besorgen. Seltener wurde was in Zeitschriften veröffendlicht. Die Rechner selber standen anfangs auf der Cocom-Liste. Das hatte deshalb mehr den Eigenbau gefördert. Als dann die ersten Heimcomputer (HC) hier produziert wurden, waren diese ganz schnell in Kleincomputer (KC) imbenannt worden. Abgabe (Verkauf) erfolgte nämlich nur an gesellschaftliche Bedarfsträger, hauptsächlich Schulen und Lehreinrichtungen. Im "Bergmann Borsig" durfte ich dann Bekanntschaft mit dem KC87 machen. Später auch den BIC. Erster "public"-Heimcomputer aus DDR-Produktion war m.E. der Z1013. Dieser war aber auch schwer zu bekommen, mit langer Wartezeit. Ende der 80iger waren in Intershop-Läden auch Sinclairs, Ataris und Commodores erhältlich. Seltener waren Diese im A&V zu total überhöhten Preisen zu sehen. Mancher Westverwandte brachte auch mal einen Rechner rüber.
Meine erste Aktion nach der Währungsunion: in einem Berliner A-Z (Anhalter Bahnhof) einen A500 mit Zubehör besorgen...
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#3
Danke für die Ergänzung CB1JCY! Ich hatte auch schon insgeheim darauf gehofft, dass dbzgl. was von Dir kommen würde.

Ja, bei euch war das anders aufgezogen und schon aufgrund der Handelsblockaden und Wirtschaftssituation spürbar eingeschränkter. Immerhin wanderte dann über die Handelsabkommen innerhalb des Warschauer Paktes auch der eine oder andere Rechner aus Polen, CSSR, Ungarn und der UdSSR in Richtung DDR. Da waren viele Systeme an der Z80-Kopie U880D aufgezogen und oft auch direkt an den Sinclair Spectrum angelehnt (und u.U. sogar kompatibel).
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#4
Naja, ran kommen war irgendwie möglich. Paradoxerweise eher an Westcomputer, als an DDR- oder RGW-Produkte. Notfalls tuts, als mein zweiter Rechner, ein Japan-Import. So war ich für 800M an einen Max-04 gekommen. Dessen Nachfolger war dann der Plus4. Der hatte mich "Dewisengeschädigter" 3200M gekostet. Nach dem Kauf hatte ich erst gemerkt, daß der Verkäufer dieses Basic-Lernpaket erst zwei Tage vorher im Intershop gekauft hatte.
Z80-Kopie: 1988 durfte ich bei einem Bekannten den org. ZX81 kennen lernen. Für Diesen hatte ich damals schon den Videomod gemacht. Den dafür zu verwendenden Junost-S/W-TV hatte ich auch angepasst.
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#5
Soweit ich das mitbekommen habe waren die DDR-Produkte ziemlich streng entweder für Export oder Eigenbedarf priorisiert. Für den Konsumenten war da lange kein Spielraum. Am ehesten wohl noch für bzw. über den Bildungsbereich.

Klar, Import ging bei euch natürlich auch, aber dann war man bei einem teuren Import mehr oder weniger allein auf weiter Flur.

Das gab's bei uns allerdings auch, nämlich wenn man sich für ein System entschieden hatte, das sonst keiner weit und breit hatte. Apple II hing z.B. davon ab, ob man den Rechner nur als Anwendungsmaschine oder mehr "flexibel" (z.B. auch zum Spielen) wie den C64 nutzen wollte. Im ersten Fall hatte man alles schnell beisammen. Im zweiten durfte man alles teuer kaufen, was neu erschien. Meistens per Versandhandel, denn die Läden und Kaufhäuser spezialisierten sich schnell auf gängigere Systeme. Das begrenzte die Optionen gerade bei den jüngeren Anwendern dann ziemlich schnell. Ich kannte auch effektiv nur zwei Leute in meiner Altersgruppe, die so einen Rechner hatten. Stefan, mein Nebensitzer und Nachhilfelehrer (!) war ein Hochbegabter, der schon mit Anfang 20 mehr oder weniger ausgesorgt hatte. Der andere, Frank, hatte reiche Eltern. Und wurde dann auch Arzt, wie schon sein Vater, Grossvater usw.

War man sich der Isolation aber bewusst, dann gab es die Möglichkeit sich zu organisieren und auszutauschen. Die Ti99-Anwender z.B. gründeten schon in den 80er Jahren allerlei Clubs, Anwendergruppen usw. Später kamen dann die Atari-Fans auf den Trichter. Apple II und Mac ditto. Und das alles lange vor dem Internet.
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#6
"Vernetzung" gabs auch bei uns. Nur konnten/durften wir keine Mailboxen betreiben. Softwaretausch, der bei uns nicht verboten war, ging mit der guten alten Post. War man erstmal in so einer nationalen Tauschrunde drinne, gabs schon Einiges an Software. Bis auf ein Päckchen mit einer Kompactkasette kam auch alles an. Die Nachforschung nach diesem Päckchen verlief natürlich im Sande...
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#7
Ja, per Post lief das bei uns auch vorrangig - Anwendermagazine und Clubzeitungen, Softwaretausch (auch legal) usw.

Mailboxen waren allerdings ein teurer Spass, da die Post schamlos alles jenseits des Nahbereichs abkassierte. Darum machte ein Modem/Akkustikkoppler bis Ende der 80er Jahre nur dann Sinn, wenn man z.B. in der Grosstadt wohnte. Oder in der Nähe einer Hochschule. Richtig los gings mit Mailboxen/BBS erst in den 90er Jahren.
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#8
Zweitrechner und zweiter Rechner...

Wir hatten bis jetzt ausgiebig über den ersten Rechner gesprochen, aber was war mit dem, der danach kam?

1986 war mein C64 3 Jahre alt. Er hatte eine Erweiterungskarte auf drei Kernals drin (gab's von Conrad) und einiges an Ausleierung bei den Sockeln. Und das 1541-Laufwerk war massiv verstellt und machte Probleme. Ich bekam das Neujustieren da zwar schon in den Griff, aber nicht übermässig gut.

Ein Typ von der Schule (das Wort mit dem "-freund" vermeide ich da ganz bewusst) verkaufte mir seinen C64 mit Laufwerk. Vor allem der Disk Drive (mit Drehverschluss) war Kaufgrund für mich gewesen. Dass der andere Rechner nahezu keine gesockelten ICs hatte eindeutig nicht.

Entsprechend pfiff der alte C64 1987 aus dem letzten Loch und ein Betrieb ohne ständige Abstürze gestaltete sich... anstrengend. Zum Jahresende (Weihnachten) fragte mich mein Vater spontan ob ich einen neuen Rechner wollte. Und ich sagte ja. Apple, Amiga oder PC standen zur Wahl, der Acorn wurde auch in den Raum gestellt. Aber eigentlich gab's da schon nix mehr zu entscheiden.

Aber so schnell war ich nicht zu dem Schluss gekommen. Das hatte ein paar Jahre gedauert!

Meine Nachbarn hatten so wie ich 1983 mit dem C64 angefangen. Das Gerät gehörte den Söhnen, die Mutter tippte ihre Texte mit einer Schreibmaschine. 1984 wollte Muttern dann in Textverarbeitung einsteigen und die Entscheidung fiel auf einen Amiga (1000). Ich habe mich seither immer wieder gefragt, wer ihr ausgerechnet den Rechner empfohlen hat.

Insgesamt war es schon eine mutige Entscheidung, denn die softwareseitige Unterstützung für "Productivity" war auf den Commodores (egal ob 8bit oder 16bit) jahrelang ein Problem. Und Firmen wie Data Becker usw. steckten auch nicht umsonst so einiges an Kritik über die Jahre ein.

Die professionelle Unterstützung mit z.B. Microsoft-Produkten (Word, Excel, PowerPoint) hatte Commodore aus Kostengründen (!) ausgeschlossen. Ja, das wäre damals (noch) problemlos möglich gewesen. Immerhin gab es - im Lauf der Zeit - kompatible Office-Pakete, die dann zumindest WordPerfect- oder WordStar-Formate unterstützten. Wenn auch nicht grossartig, wie ich selber Anfang der 90er Jahre herausfinden würde.

Wie auch immer. Der Amiga 1000 war der "Anwendungsrechner" und damit off-limits für mich und die jüngeren Kids der Nachbarn. Und zu teuer war der mit knapp 5000 DM damals auch. Thema gegessen.

Der Amiga 500 überzeugte mich nicht. Der Umstieg auf 3,5" erschien mir unnötig und teuer und später würde mich der Mangel an Speicher davon abhalten. Das lag aber vorrangig (wieder) an den Nachbarn! Was war passiert?

Der Grosse (vier Jahre älter wie ich) hatte sich vom Ferienjob 1986 einen Amiga 2000 gekauft. Holla! Das war schon mal eine GANZ andere Sache! Denn den Rechner durfte man auch mal richtig ansehen und (gelegentlich) daran spielen.

Das 1 MB an RAM (512KB Chip/512KB Fast) erschienen mir auch nie als Luxus sondern für sinnvolles Arbeiten zwingend notwendig. (Ein fetter Idiot aus dem Bekanntenkreis bezeichnete den Amiga pauschal als "Spielecomputer" und wollte seinem A500 noch nicht einmal die RAM-Erweiterung dafür spendieren.) Und die Desktop-Konfiguration mit den Steckkarten war mir von den IBM PC/XTs her bekannt, die bei uns an der Schule verwendet wurden. Ein erweiterungsfreudiges System machte auf jeden Fall mehr Sinn.

Insofern stand Ende 1987 für mich dann auch klar fest, WELCHER Rechner der nächste wäre. Lakonisch wurde er uns von einem Händler verkauft. "Es ist halt ein Commodore" meinte man zu meinem Vater auf die Frage, was der 2000er so taugen würde...
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#9
Schliesslich und letztlich blieb noch die Frage übrig, was mit dem "Alten" passieren sollte. Als junger Mensch wollte man da nicht mehr viel Aufhebens (wortwörtlich) machen. Also wurden die zwei alten Rechner (samt Floppies) an meinen Schulfreund Harald verkauft. Wie oft habe ich noch bis in die 90er Jahre C64 beim Sperrmüll herumliegen sehen! Und liegen lassen.

Es war ein Abschied ohne Trauer denn der Nachfolger war in jeder Hinsicht dem Vorgänger überlegen. Na gut, man musste sich auch erst umgewöhnen und die 3,5"-Disketten waren Anfangs ziemlicher Schrott. Und spürbar teurer. (Mein Kompromiss dafür war die Anschaffung eines externen 5,25"-Laufwerks, aber unter Kickstart 1.3 hatte das noch diverse Tücken - GANZ zu schweigen davon dass es da auch 96dpi-Laufwerke gab, für die man spezielle Disketten benötigte!)

Der zweite Rechner würde aber auch insgesamt anders behandelt werden - immer mehr als Anwendungsmaschine und immer weniger als Spielegerät. Nicht dass der letztere Aspekt keine Rolle spielte, denn von einem reinen "Rechenknecht" einmal abgesehen, wollte man zuhause auch mal damit Spass haben. Mit dem Amiga fuhr man da insofern gut, anwendungsseitig steckte man aber in einer Sackgasse. Ab 1992/3 wurde das bei mir dann zu einem Problem. Doch da reden wir schon vom dritten (bzw. in meinem Fall dem vierten) Rechner...

Und weiter geht's da mir gerade der Sinn danach steht...

"Industriestandard" war Anfang der 90er Jahre das Zauberwort - und der Fluch für alles was nicht IBM PC und DOS (später Wintel - Windows und Intel) war. Beim Amiga konnte man sich z.B. beim Thema Textverarbeitung noch eine Weile um Word/Winword herummogeln. Aber sobald Excel und PowerPoint - vor allem als Austauschformate - benötigt wurden, kamen auch die besseren Programme (Wordsworth, Final Writer) an ihre Grenzen. Denn die Firmen dahinter lizensierten oft - schlicht und ergreifend aus Kostengründen - nicht die Microsoft-Standards. Die Zahl der "ernsthaften" Amiga-User war überschaubar und viel Spielraum gab es dann logischerweise nicht. (Ein Bekannter von mir hat Mitte der 90er Jahre Design studiert und dem wurde von seiner Hochschule ein Macintosch aufgezwungen. Was für jemanden, der kaum bzw. kein Geld nebenher verdiente, eine ziemlich teure Anschaffung war. Und die Software dafür kostete auch nicht wenig.)

An der Hochschule konnte man über die CIP-Pools dann zwar auch an IBM PCs mit DOS/Windows arbeiten, aber sobald man mit einer solchen DOS-Diskette nach Hause kam, war am Amiga erstmal Schluss. Da gab's kein Word, Excel oder Powerpoint. Und die Formatkonvertierung von Amiga-Word Perfect auf DOS-Microsoft Word war NICHT perfekt. Auf beiden Seiten nicht. Das kann ich noch (lebhaft!) aus erster Hand bestätigen.

Der Druck einen PC anzuschaffen stieg ab 1992 massiv an und erfreulicherweise fielen mit den nagelneuen Intel Pentium I-CPUs (und ihrer Konkurrenz) die Preise für die Hardware gerade in den Keller! Mit den meist viel zu heiss laufenden 486ern der Vorgänger war ein Kelch an einem vorbeigegangen! Und der Run auf diese schnellere Hardware hatte die Preise auch massiv hochgetrieben. Kein Fehler diese CPUs und ihre "Ice Caps" komplett zu ignorieren. Und ab Pentium I 120MHz fing dann die gute Zeit an...

Nachdem die Finanzierung meiner ersten "DOSe" 1992 stand, suchte ich mir den passenden Versender in den Anzeigen einer Zeitschrift aus. Denn den einheimischen "Lach- und Fachhandel" konnte man getrost ignorieren - und nicht bloss preissmässig. Es würde noch knapp zwei Jahre dauern, bis ich das einzige (ernsthafte) "Systemhaus" bei mir in der Ecke (lies: 90km von der nächsten Grosstadt) entdecken würde. Und das lag - gut versteckt - am Rande der Stadt. Die liefen der "Laufkundschaft" nämlich nicht hinterher.

Da ich selber "vom Fach" war brauchte ich nur einen Midi-Tower, Netzteil, Mainboard, Grafikkarte, CPU und Speicher - und ein 3,5" Diskettenlaufwerk. Ein CD-ROM gab's erst nach Anfrage des Händlers, der sich wunderte warum ich zum Neukauf meines Rechners keines brauchte (Antwort: Ich hatte damals noch keine einzige CD-ROM im Besitz!) Für den Amiga 2000 hatte ich mir einen NEC MultiSync 3D gebraucht angeschafft, der (per Monitorumschalter) jetzt auch an den PC durfte.

Die Festplatte - eine flotte Quantum 120MB IDE - kam aus dem Rechner meines Vaters. Dem wurde dann eine gebrauchte 250 MB von Seagate spendiert. Viel Platz! Und wie zuhause bei den Eltern kam als OS DOS 6.2 und Windows 3.11 drauf.

Eine Studentenlizenz (sowie die eine oder andere geschenkte Lizenz) sorgten dann für die schnelle "Besiedlung" mit der wichtigen Software. Spiele gab's natürlich auch, neuere waren aber meist zu teuer. Einen Drucker habe ich mir ebenfalls gebraucht gegönnt (NEC P7 Plus). Und von einer Soundkarte reden wir mal ab Ende des Jahres 1992...

JETZT sah die Sache schon ganz anders aus! Datenaustausch zwischen Amiga und PC gab es natürlich auch (per Nullmodemkabel). Aber der Amiga war 1992 noch lange nicht erledigt. Im Gegenteil!
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#10
Smile ... bist ja fleißig!
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